Europa fängt im Kleinen an
Zum Städtetreffen der „Gmünder in Europa“ reisten über 80 Seßlacher nach Gmünd in Kärnten. Darunter Nachwuchsfeuerleute, die in Kärnten neue Freunde fanden.
Europa von unten bauen – dieses Ziel verfolgt die Städtegemeinschaft der „Gmünder in Europa“. Zum offiziellen Treffen versammelten sich Vertreter aus allen neun Mitgliedsgemeinden mit insgesamt 14 amtierenden und ehemaligen Bürgermeistern in Gmünd in Kärnten. Die größte Gruppe unter den 250 Teilnehmern stellte die Gruppe aus Gemünda (Stadt Seßlach), angeführt von Präsident Hendrik Dressel, gefolgt von den Salzmündern aus Sachsen-Anhalt mit 39 Personen.
Die Kärntner „Künstlerstadt“ hatte für die Gäste von Angermünde (Brandenburg) bis Schwäbisch-Gmünd, von Gerlos-Gmünd im Zillertal bis Gmünd in Niederösterreich ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Nach der offiziellen Begrüßung am Donnerstagabend durch Bürgermeister Josef Jury ging es am Freitag auf den Pyramidenkogel in Keutschach, dem höchsten Holzaussichtsturm der Welt, und nach Velden am Wörthersee, dem „Monte Carlo von Kärnten“. Am Abend stand für die anwesenden der rund 160 Vereinsmitglieder die Jahreshauptversammlung an. Der Samstag startete mit einer Rundfahrt auf dem Millstätter See, gefolgt von einer Stadtführung in Millstatt.
Währenddessen knüpfte eine Abordnung der Seßlacher Jugendfeuerwehren mit knapp 20 Teilnehmern Kontakt zur Freiwilligen Feuerwehr vor Ort. Schon der Jugend verstärkt Gelegenheiten zu Begegnungen über die Grenzen hinaus zu verschaffen, lautet ein Ziel der Städtegemeinschaft. Die Nachwuchs-Feuerwehrler erkundeten das Gmünder Gerätehaus, tauschten sich über Jugendarbeit aus, lernten das Maltatal und seine Wasserfälle kennen, erprobten sich im 3D-Bogenschießen und musizierten im Pankratium, dem Haus des Staunens. Die Kameraden aus Gmünd freuten sich besonders über die Seßlacher Unterstützung beim Bundeswettbewerb der Jugendfeuerwehren in Irschen am Samstag. „Zu sehen, wie so ein Wettbewerb in einem anderen Land abläuft, war echt interessant“, freute sich Anne Böhm (Seßlach). Sie hofft, dass der Kontakt zur Gmünder Jugendfeuerwehr erhalten bleibt. „Es war ein unglaublich tolles Wochenende für alle Beteiligten“, so das Fazit von Betreuer Florian Fischer, „wir haben Neues entdeckt und ausprobiert, Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen.“ Spannend fanden alle die Unterbringung auf der Frido-Kordon-Hütte in 1700 Metern Höhe, die der Gruppe am Ende auch die Erkenntnis bescherte: „Es geht einmal ohne Handynetz!“
Zum Höhepunkt des Wochenendes geriet der Europa-Abend im Hof des Schlosses Lodron am Samstag, zu dem alle neun Mitgliedskommunen Beiträge beisteuerten. Eröffnet wurde das abwechslungsreiche Fest von den Autenhaus’ner Musikanten. Den größten Applaus erntete die 12-köpfige Abordnung des Männergesangvereins Franconia Gemünda mit „O sole mio“, Queen‘s „Bohemian Rhapsody“ sowie „You raise me up“. Bevor die Partyband „Mölltallica“ den Gästen noch lange einheizte, sorgten das von den Gemünner Sängern gemeinsam mit dem einheimischen Männergesangverein vorgetragene Lied „Frieden“ sowie die gesungene Europa-Hymne für Gänsehautstimmung. Pünktlich zum Europa-Abend traf aus Gemünden am Main (Unterfranken) die Gruppe mit der strapaziösesten Anreise ein: Sechs Radfahrer im Alter von 45 bis 72 Jahren hatten in vier Tagen rund 630 Kilometer zurückgelegt und selbst den Großglockner nicht ausgespart. Thomas, der jüngste, war bereits 1996 bei einem Staffellauf nach Gmünd dabei. „Wir sind auch bereits ins niederösterreichische Gmünd an der Grenze zu Tschechien geradelt“, erzählte er. Am Sonntag ging das Wochenende mit Festgottesdienst und Frühschoppen im Schloss Lodron zu Ende.
„Ich denke, dass dieses Treffen bestens geeignet war, die Bürger aus den verschiedenen Gemeinden und Regionen zusammenzubringen“, zog Dressel ein positives Fazit. Alle Teilnehmer hätten spüren können, welch‘ Reichtum die vielfältigen Traditionen und Kulturen Europas bilden. Mit Blick auf das von der Europäischen Union ausgerufenen Kulturerbe-Jahr 2018 fügte der Präsident hinzu: „Die Städtegemeinschaft ist ein Beispiel dafür, wie Europa von unten gestaltet wird.“ Martin Mittag, Dressels Nachfolger als Seßlacher Bürgermeister, der ebenfalls in Gmünd dabei war, sah in dem Zusammenschluss der Kommunen ebenfalls ein Vorbild. Beeindruckt hat ihn vor allem die Gastfreundschaft der Kärntner: „So müsste Europa sonst auch funktionieren: Du kommst als Gast und wirst nach wenigen Minuten behandelt wie ein Freund.“ Auch Dressel begeistern Herzlichkeit und Kultur der Gastgeber immer wieder: „Ich bin schon fast in Kärnten zuhause“, gestand er.
Für 2019 planen die „Gmünder in Europa“ Aktionen zum 30-jährigen Jubiläum der Grenzöffnung in Gmünd/Niederösterreich und Gemünda. Außerdem hat Dressel ehemalige Mitgliedskommunen in Frankreich und Tschechien sowie potentielle Kandidaten in der Schweiz angeschrieben, um die Städtegemeinschaft auf eine breitere Länder-Basis zu stellen. Nachdem in der Jahreshauptversammlung alle Bürgermeister über aktuelle Entwicklungen in ihren Kommunen berichtet hatten, regte Carsten Höllein (Gemünda) an, Informationen über anstehende Veranstaltungen stärker auf der Homepage (https://gmuender-in-europa.net) zu veröffentlichen.
bkn